Man of Steel

So nun ist er also da, der Superman Film „Man of Steel„. Im Vorfeld gab es ja schon einige Trailer und für mich war der Film ab dem Zeitpunkt gestorben als Christopher Nolan (Batman The Dark Knight etc.) als Produzent bekannt wurde. Nolan macht meiner Meinung nach wirklich gute Filme und seine Filme haben immer diesen typischen Nolan-Stil aber dieser beinhaltet auch, dass seine Filme sehr steril wirken. Die Filme haben keinen Witz, nehmen sich sehr ernst und lassen eigentlich immer Emotionen vermissen. So wird eine sehr kalte Welt erzeugt. Bei Batman kann man sowas machen. Gotham City war schon immer kalt und rau. Zwar war Gotham auch immer verrückt und abgedreht (mehr wie in den Burton-Filmen) aber Nolan hat Batman seine eigene Interpretation verpasst die durchaus funktioniert.

Man kann das so aber nicht 1:1 auf Superman übertragen. Schon allein das Supermankostüm mit seinen knalligen Gelb, Rot und Blau zeigt, dass Superman nicht wie der dunkle Ritter ist. Batman ist nur ein normaler Mensch der mit seinem Intellekt aber vorallem auch mit Angst arbeitet. Er überlebt weil der Feind ihn nicht sieht und weil sich um Batman ein gewisser Mythos rankt. Seine Feinde überschätzen ihn und allein sein Name demotiviert die Gangster soweit, dass Batman leichtes Spiel hat (der Anime zur Nolan-Trillogie ist in der Hinsicht sehr zu empfehlen). Superman hingegen ist viel offener. Er muss sich nicht verstecken weil er nichts zu befürchten hat. Er muss auch nicht auf die Nacht warten um einen Vorteil zu haben. Nein Superman agiert oft am Tag. Dann fliegt er mit seinem bunten Kostüm durch das helle Metropolis und verschießt leuchtende Hitzestrahlen aus seinen Augen. Er will gesehen werden da er den Menschen Hoffnung gibt. Wenn Superman da ist wird alles gut. Also warum sollte man einem Superman Film alle Farben entziehen und diesen Nolan-Stil benutzen? Genau das hat damals schon Amazing Spider-Man nicht gut getan.

 

Aber gut. Ich habe mich dann doch auf den Film eingelassen und versucht über den Stil hinweg zu sehen. Aber auch hier muss ich dann gleich sagen, dass der Film nicht besser abschneidet. Das liegt für mich einfach daran, dass Superman als Superheld anders funktioniert als ein Batman oder ein Spider-Man. Superman IST Superman. Das ist seine natürliche Form. Für Superman stellt sich nicht die Frage wie er mit seinen Kräften umgehen soll oder warum gerade er diese Kräfte hat. Superman stellt sich viel mehr die umgedrehte Frage: Wie kann ich menschlicher werden?

Im Prinzip ist das auch die spannendere Seite. Die Seite die Smalville beleuchtet. Die Seite die damals auch die Fernsehrserie Lois und Clark in den Mittelpunkt gerückt hat und die Seite die auch die früheren Superman-Filme zum Teil aufgegriffen haben. Der Konflikt auf der einen Seite ein Übermensch zu sein der alles tun kann und der verzweifelte Versuch sich trotz seiner Kräfte nicht zu weit von den Menschen zu entfernen. Hier liegen dann auch die schauspielerischen Stärken von Christopher Reeve. Wenn er Clark Kent spielt, dann schafft er es unglaublich verletzlich und tollpatschig zu wirken. Auch Brandon Routh bringt das in Superman Returns noch ganz gut rüber.

Im aktuellen Film wird die Clark Kent Seite fast gar nicht beleuchtet. Auch der Versuch ein Mensch zu bleiben und die hohe Verantwortung seiner Kräfte klammert der Film konsequent aus. Stattdessen jammert Superman den ganzen Film über rum, dass er einfach nur normal sein möchte. Es hilft ihm aber auch keiner so wirklich. Während in fast allen Superman Iterationen die Kents ihrem „Sohn“ Verantwortung und Moral mit auf den Weg geben tun sie das hier nicht. Dabei baut eigentlich das komplette Superman-Bild darauf auf, dass eine liebevolle Erziehung den Retter der Menschheit hervorgebracht hat. In gewisser Weise arbeiten die Kents damit aus als Symbolfiguren für liebevolle Eltern und setzen diesen Eltern ein popkulturelles Denkmal. Im neuen Film aber ist der einzige Rat, den Superman von seinem Vater bekommt: „Du musst deine Kräfte verstecken und darfst sie nie benutzen!“

Von seinem wirklichen Vater, Jor El, hingegen wird ihm der totale Gottkomplex injiziert. „Du stehst über den Menschen, du bist ein Gott, die Menschen werden niemals an dich heranreichen.“ Leider verhält sich Superman dann aber auch so. Statt seine Feinde in ein Gebiet zu ziehen, dass unbewohnt ist prügelt er sich immer wieder durch die komplette Stadt und zerlegt massig Gebäude. Ja in einer Szene wird er verfolgt und fliegt sogar bewusst in eine Stadt um dann dort alles dem Erdboden gleich zu machen. Das sieht gut aus, ja. Aber es ist auch total unlogisch. Superman ist eigentlich das Schlimmste was der Menschheit passieren konnte.

Nun mag man argumentieren, dass auch in anderen Filmen, allen voran The Avengers, Städte durch Kämpfe zerstört werden. Nur wird hier aber auch versucht den Schaden zu begrenzen. Bei den Avengers versucht eben auch mal der Captain Zivilisten zu evakuieren oder hilft der Polizei. Oder im neuen Iron Man rettet Iron Man lieber Zivilisten als den Feind zu verfolgen. Superman hingegen ist das alles vollkommen egal. Es gibt keine ikonische Szene wo er mal eben Trümmer mit seinem Hitzeblick zerstört oder ein Gebäude welche gerade umkippen will wieder geraderückt. Solche „Gesten“ die zeigen, dass Superman versucht den Menschen zu helfen finden sich im ganzen späteren Verlauf überhaupt nicht mehr. Wie gesagt, dann wird sich nur noch in bester Dragonball-Ästhetik durch Gebäude geprügelt. Wobei… naja es gibt eine Szene die aber arg dumm ist.

Damit wird Superman im Film aber auch nie zu einem Charakter den ich wirklich gern haben kann. Für mich ist er einfach nur jemand mit Superkräften der sich aber dessen Verantwortung nicht bewusst ist weil ihm keiner gesunden Menschenverstand mit auf den Weg gegeben hat. Das hat aber meiner Meinung nach nichts mit Superman wie er sein sollte zu tun. Denn selbst der große Kampf den Superman den ganzen Film über führt, führt er nicht wirklich für die Menschen sondern viel mehr für sich selbst und seine Vergangenheit. Bzw. weil man es von ihm erwartet. Das geht sogar soweit, dass er seine Feinde einfach tötet was der Film aber nicht mal irgendwie reflektiert. Denn bei all dem Gejammer über seine Kräfte scheint es dem Super-Egoist vollkommen egal zu sein, dass er tötet (bewusst). Nur an einer Stelle gibt es mal ein „Neeeeeein“ von ihm. Dann schaltet der Film um und es gibt die fröhlichste Szene im gesamten Film.

Im Grunde hat man hier meiner Meinung nach (ja ich wiederhole mich) die Quintessenz von Superman nicht getroffen. Superman dient halt auch als Idealbild des Menschen. In der Doku zum 75 Jährigen DC und damit Superman Geburtstag hatte jemand gesagt „Superman ist wie der Mensch gern wäre, Batman ist wie der Mensch ist“. Und damit liegt er genau richtig. Superman tut immer nur Gutes und handelt aus purer Selbstlosigkeit während Batman von Gefühlen wie Rache und Zorn getrieben ist. Genau diese menschlichen Ideale verkörpert der neue Superman aber nicht. Er wechselt irgendwo zwischen Jammerlappen („Mimimi ich will normal sein“) und Arschloch dem alles egal ist.

 

Meiner Meinung nach hätte man den Film in die Hände von Sam Raimi geben sollen. Der hätte daraus einen schönen bunten Popcorn-Film gemacht der Superman würdig gewesen wäre. So haben wir aber irgendwas bekommen was nichts mit Superman zu tun hat. Trotzdem scheint der Film aber gut anzukommen. Ernst, pseudo-erwachsen und pseudo-realistisch bei einer Figur die man aber mit ein wenig gesunden Menschenverstand gar nicht ernst, erwachsen und realistisch in Szene setzen kann…

Ein Gedanke zu „Man of Steel“

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